Diabetes und Auge
Die Zahl der an Diabetes erkrankten Menschen steigt weltweit stark an. Jede:r dritte Patient:in ist von diabetischen Augenschäden betroffen, bei jedem:jeder 9. Patient:in bedrohen diese Schäden das Sehvermögen. Die diabetischen Folgeschäden am Auge sind damit die häufigste Erblindungsursache in der Bevölkerung zwischen dem 20. und 75. Lebensjahr.
Die Netzhautkommission der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft informiert:
Was ist eine diabetische Retinopathie?
Der erhöhte Blutzuckerspiegel und / oder Blutzuckerschwankungen verursachen Verschlüsse aber auch undichte Stellen an den kleinen Blutgefäßen der Netzhaut, die für die Weiterleitung von Lichtsignalen zur Sehrinde des Gehirns sorgt. Dort wird aus den Lichtsignalen ein Bild zusammengesetzt. Durch die Gefäßschäden entstehen an der Netzhaut einerseits ein Sauerstoffmangel und andrerseits - insbesondere in der Netzhautmitte - Netzhautschwellungen (=Makulaödem).
Dem Sauerstoffmangel folgt die Neubildung von unerwünschten Blutgefäßen (= proliferative diabetische Retinopathie), die unbehandelt zu Blutungen im Auge oder zur Abhebung und letztendlich zur Schrumpfung der Netzhaut führen.
Der Verlauf der Erkrankung wird zusätzlich von der Einstellung eines erhöhten Blutdrucks oder Blutfettwertes, sowie von Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen beeinflusst.
Was sind die Symptome?
In den frühen Stadien der Erkrankung werden meist keine Beschwerden angegeben. Doch auch bei fortgeschrittenen, oft schon behandlungsbedürftigen Veränderungen müssen Seheinschränkungen nicht unbedingt bemerkt werden. Dies wiegt die Betroffenen in einer trügerischen Sicherheit. Sobald Schäden in der Netzhautmitte entstehen, werden von den Patient:innen Bildverzerrungen oder Nebelsehen wahrgenommen.
Welche Untersuchungsmethoden gibt es?
Diabetische Netzhautveränderungen können in allen Stadien von Augenärzt:innen festgestellt werden.
In der Regel wird nach Ermittlung des Sehvermögens und Messung des Augeninnendruckes die Netzhaut bei erweiterter Pupille beurteilt. Bei fraglichen oder unklaren Schäden werden zusätzliche Untersuchungen durchgeführt:
- Mit der Fluoreszenzangiographie werden alle Gefäße an der Netzhaut, also auch eventuell neugebildete, mit Hilfe eines Farbstoffes dargestellt. Auch Areale, die von Sauerstoffmangel betroffen sind, werden erfasst.
- Die optische Kohärenztomographie (=OCT) erstellt ein Schnittbild der Netzhautmitte, an dem auch minimale Schwellungen erkannt werden können.
Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung?
Eine wirkliche Heilung der diabetischen Retinopathie ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich. Dennoch lässt sich oftmals durch die verschiedenen Behandlungsmaßnahmen und eine gute Einstellung des Diabetes eine Besserung oder zumindest ein Stillstand der Erkrankung erreichen.
Je nach Fortschritt der Netzhautveränderungen kommen folgende Therapien zur Anwendung:
- Laserbehandlungen: sie veröden Netzhautareale mit Sauerstoffmangel und führen dadurch zum Verschließen neugebildeter Gefäße. Meist sind dafür mehrere Sitzungen erforderlich.
- Medikamenteninjektionen: insbesondere bei Schwellungen der Netzhautmitte werden spezielle Medikamente unter lokaler Betäubung schmerzfrei in das Auge injiziert. Auch diese Behandlung muss häufig mehrfach wiederholt werden.
In der letzten Zeit wurden sie auch als Alternative zur Laserbehandlung angewandt. - Augenoperationen: bei fortgeschrittenen Formen von Netzhautschädigungen kommen chirurgische Sanierungen zur Anwendung. Die Eingriffe sind unterschiedlich umfangreich und erfolgen in lokaler oder allgemeiner Anästhesie.
Weiterführende Informationen
Die österreichischen Augenärzt:innen sind immer Ihre Ansprechpartner:innen.
In der Broschüre „ Augengesundheit und Diabetes", des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz finden Sie weitere Informationen und Kontaktadressen für Betroffene und Angehörige.
WHO Diabetic Retinopathy Screening Guide: https://www.euro.who.int/en/publications/abstracts/diabetic-retinopathy-screening-a-short-guide-2020
Eine Information der ÖOG: Kommission für Netzhauterkrankungen