Myopie Vorsorge bei Kindern

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    Kurzsichtigkeit (Myopie) bei Kindern erhöht das Risiko weiterer Augenerkrankungen, Vorsorgemaßnahmen können helfen.

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Myopie Vorsorge bei Kindern

Was ist Myopie und wodurch wird sie verursacht?

Myopie ist der medizinische Fachausdruck für „Kurzsichtigkeit": Betroffene sehen in der Nähe gut, aber in der Ferne unscharf. Das erschwert den Alltag der Betroffenen: Straßenschilder und Gesichter in der Ferne können nur schwer erkannt werden.

Illustration: Was ist Myopie

Weltweit steigt die Zahl der kurzsichtigen Kinder stark an. Nach wissenschaftlichen Berechnungen könnten im Jahr 2030 bereits 50% aller Kinder kurzsichtig sein. In manchen asiatischen Ländern sind es jetzt schon bis zu 95%.

Bei der Entwicklung der Kurzsichtigkeit spielen verschiedene Umweltfaktoren und genetische Einflüsse eine Rolle. Das kindliche Auge ist in der Regel weitsichtig. Durch Wachstum erreicht es im Volksschulalter die Normalsichtigkeit (null Dioptrien). Kommt es unter anderem durch vermehrte Naharbeit zu einem fortschreitenden Wachstum des Augapfels, werden Kinder kurzsichtig. Nur ein Millimeter Augenlängenzunahme entspricht bereits einem Sehfehler von circa 3 Dioptrien. Die Lichtstrahlen werden nicht auf der Netzhautebene fokussiert und Objekte werden in der Ferne unscharf gesehen. Das Überangebot visueller Unterhaltungselektronik spielt hier eine große Rolle.

Video: Was ist Myopie? (© ÖOG)

Symptome der Kurzsichtigkeit

Für Betroffene mit Kurzsichtigkeit erscheinen Gegenstände in der Ferne unscharf. Gegenstände in der Nähe erscheinen scharf und können gut erkannt werden. Kurzsichtige Kinder haben daher Probleme, zu lesen, was auf der Tafel steht, klagen manchmal über Kopfschmerzen oder sehen herannahende Autos oder Gesichter in der Ferne nicht so genau.

Unerklärbarer Leistungsabfall in der Schule
Regelmäßige Kopfschmerzen
Einschränkungen im Straßenverkehr
Gesichter werden nur schwer erkannt

Wichtig: Kinder erkennen eine schleichende Sehverschlechterung schlecht. Nicht selten haben sie bereits über eine Dioptrie Kurzsichtigkeit, wenn sie wegen Beschwerden zum Augenarzt/zur Augenärztin kommen. Augenärztliche Sehtests vor Schulbeginn sind daher sinnvoll und wichtig!

Diagnose

Die Standard-Untersuchung bei Verdacht auf Kurzsichtigkeit ist ein Sehtest durch eine Augenärztin/einen Augenarzt. Dabei wird überprüft, wie gut das Kind in der Ferne und in der Nähe sehen kann.

Nur beim Augenarzt ist eine Untersuchung mit speziellen Augentropfen, welche die Verformung der Linse (Akkommodation = Naheinstellung) verhindern, und damit eine genaue Messung der Fehlsichtigkeit möglich. Die Augentropfen erweitern auch die Pupille und erlauben dem Augenarzt/der Augenärztin das Auge vollständig zu untersuchen.

Für Verlaufskontrollen kann dann alternativ zur Applikation mit Augentropfen auch die Augenlänge gemessen werden. Die regelmäßigen Untersuchungen dokumentieren, ob die Myopie zunimmt und sind damit die Basis für therapeutische Maßnahmen.

Kind beim Augenarzt
Video: Behandlung der Myopie (© ÖOG)

Gutes Sehen ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Schullaufbahn der Kinder. Deshalb ist es wichtig, Sehschwächen schon möglichst früh zu entdecken! Lassen Sie daher die Augen Ihres Kindes regelmäßig – besonders vor Schuleintritt – von einer Augenärztin/einem Augenarzt untersuchen.

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Rechtzeitig erkannt, ist die fortschreitende Kurzsichtigkeit regulierbar

Kurzsichtigkeit ist leider nicht heilbar. Es ist aber möglich, das Fortschreiten zu verlangsamen und die Auswirkungen zu korrigieren. Brillen und Kontaktlinsen sind gute Korrekturoptionen. Wichtig ist: je stärker die Myopie, umso höher ist das Risiko, später krankhafte Augenveränderungen zu entwickeln, die häufig zu irreparablen Schäden führen. Deshalb ist die Vorsorge bei der Augenärztin/beim Augenarzt so wichtig.

Folgende Behandlungsmöglichkeiten haben in wissenschaftlichen Studien Wirksamkeit gezeigt und können daher angeboten werden:

Atropin Augentropfen

Spezielle Kontaktlinsen

Spezielle Brillengläser

Aufenthalt im Freien

Seit kurzer Zeit sind auch Brillengläser erhältlich, die zur Eindämmung der Myopie bei Kindern beitragen. Der Nachteil ist derzeit noch, dass diese Gläser im Gegensatz zu Atropin-Augentropfen und Kontaktlinsen nicht von den Krankenkassen bezahlt werden.

Prävention

Besser als das Fortschreiten einer Myopie behandeln zu müssen, ist natürlich die Vorbeugung. Folgende Maßnahmen senken das Risiko für Kurzsichtigkeit.

Tageslicht

Für die gesunde Entwicklung des Auges im Kindesalter ist Spielen im Freien sehr nützlich. Der Aufenthalt bei Tageslicht im Freien, von möglichst 2 Stunden pro Tag wird daher empfohlen.

Bildschirmabstand und -pausen

Kinder und Jugendliche strapazieren ihre Augen oft mit Videospielen und Smartphone-Nutzung. Wir empfehlen regelmäßige Bildschirmpausen (10 Minuten pro Stunde) sowie einen Bildschirmabstand von mindestens 30 cm.

Vorsorge beim Augenarzt

Durch die jährliche Messung der Augenbrechkraft mit medikamentös erweiterten Pupillen kann schon vor dem Auftreten der Kurzsichtigkeit das Wachstumstempo genau bestimmt werden. Mit dieser Kenntnis kann bei Beginn der Kurzsichtigkeit sofort mit der Regulierung begonnen werden. Wird das Kind erst eingetropft, wenn es schon kurzsichtig ist, geht wertvolle Zeit verloren, in der die Entwicklung der Myopie bereits therapeutisch behandelt werden könnte. Daher ist eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt/der Augenärztin bereits im Vorschulalter empfehlenswert.

Sie haben noch Fragen?

Was ist die Ursache von Myopie / Kurzsichtigkeit?

Bei der Entwicklung einer Kurzsichtigkeit spielen verschiedene Umweltfaktoren und genetische Einflüsse (z.B. ein Elternteil ist kurzsichtig) eine Rolle. In der Kindheit wächst das Auge. Kommt es zu einem ausgeprägten Wachstum des Augapfels, werden Kinder kurzsichtig. Diese Kurzsichtigkeit kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Eine starke Myopie von etwa sechs Dioptrien oder mehr birgt zudem weitere Gefahren: Im Laufe des Lebens können Folgekrankheiten entstehen, die das Sehvermögen ernsthaft bedrohen.

Welche Risikofaktoren birgt eine unbehandelte Myopie?

Besonders die hohe Myopie ist neben dem zunehmenden Lebensalter der Hauptrisikofaktor für degenerative Augenerkrankungen wie Katarakt (Grauer Star), Glaukom (Grüner Star), Netzhautablösung und myope Makuladegeneration. Somit sollte der Vorsorge im Kindesalter besondere Beachtung geschenkt werden.

Ist es möglich, Myopie zu heilen?

Eine Kurzsichtigkeit ist nicht heilbar, jedoch sehr gut zu korrigieren. Brillen oder Kontaktlinsen korrigieren die schlechte Fernsicht. Sie wirken jedoch nur, solange sie getragen werden.

ÖOG – Österreichische Ophthalmologische Gesellschaft

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